Öffentliches Grün

Projektierte Schmuck- und Grünzüge von Berlin, 1840. Lenné legte den mit Friedrich Wilhelm IV. entwickelten Plan 1840 dem Innenministerium vor. Dieser Idealplan war als Grundlage für die künftige Entwicklung Berlins gedacht. In den Wohnquartieren sollten künftig auch Flächen zum Erholen entstehen. Plan von Peter Joseph Lenné, Quelle: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Foto: Jörg P. Anders

„Die Anlage und Vervielfältigung öffentlicher Spazierwege in einer großen Stadt sollten nicht allein des Vergnügens wegen, sondern auch aus Rücksicht auf die Gesundheit dringend empfohlen werden.“

Peter Joseph Lenné (1789–1866)

Volksparks und Stadtplätze

Von den Anfängen bis heute

Berlins stetig wachsende Einwohnerzahl und die Ausdehnung der Stadtfläche waren ausschlaggebend für die Entwicklung der Berliner Grünanlagen. Den ersten Volksgarten, den Großen Tiergarten, verdankten die Berliner den Planungen von Peter Joseph Lenné, der von König Friedrich Wilhelm IV. mit der Ausführung betraut wurde. 1840 regte Lenné die Anlage eines grünen Park-Gürtels um Berlin an. Sein Schüler Gustav Meyer konnte mit dem Volkspark Friedrichshain, dem ersten kommunalen Park Berlins, diesen Vorschlag teilweise umsetzen.

Der Berliner Magistrat gründete 1870 die Park- und Gartendeputation und berief Gustav Meyer zu ihrem ersten Direktor. Unter den auf ihn folgenden Gartendirektoren wandelten sich allmählich die Ansprüche: Das schmückende Grün rückte in den Hintergrund. Stattdessen stand bei der Planung von Grünanlagen nun die Möglichkeit für körperliche Aktivitäten im Mittelpunkt.

In der aufstrebenden Metropole Berlin, die 1910 die höchste Einwohnerdichte Europas hatte, legten fortschrittliche Stadtplaner großen Wert auf innerstädtisches Grün und sicherten die dafür notwendigen Flächen. Zudem setzten sich die Bürgermeister von Pankow und Weißensee, bis 1920 noch eigenständige Gemeinden vor den Toren Berlins, für Volksparkanlagen ein.

Die beiden Weltkriege machten viele Pläne der Stadt zunichte. Beim Wiederaufbau wurden die zerstörten Stadtplätze zunächst notbegrünt – und es entstanden neue Grünanlagen auf den Trümmerbergen. Der Generalbebauungsplan für das „Grün- und Erholungssystem“ aus dem Jahr 1969 war der Versuch, mehr Grünflächen in Ostberlin anzulegen. Nach dem Fall der Mauer entstanden Stadtplätze und Parks von überbezirklicher Bedeutung. Der frühere Mauerstreifen konnte in Pankow größtenteils als durchgehender Grünstreifen erhalten werden. Der aktuelle Flächennutzungsplan und der Landschaftsentwicklungsplan sorgen dafür, dass Pankow auch in Zukunft ein grüner Bezirk bleibt.

Gedenkstein für Peter Joseph Lenné und Gustav Meyer auf der Werneuchener Wiese, 2015. Seit 1997 erinnern zwei von der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft gestiftete Gedenksteine und zwei Eichen an Peter Joseph Lenné und Gustav Meyer. Foto: Thomas Tobian
Einweihung des Denkmals von Alois Senefelder (1771–1834) im Beisein von Kaiser Wilhelm II. am 11.06.1892. Mit dem vermutlich von Mächtig entworfenen Thusneldaplatz entstand einer der ersten Schmuckplätze mit einem Denkmal vor den Toren Berlins. Das Denkmal zu Ehren von Alois Senefelder, dem Erfinder der Lithografie, wurde durch das Drucke­reigewerbe finanziert. Quelle: Stiftung Stadtmuseum Berlin, Foto: unbekannt
Lageplan des Senefelderplatzes (Thusneldaplatz), 1911. Übersichtsplan mit Grundriss des Toilettenhauses, farbige Tusche auf Wachsleinen. Quelle: Landesarchiv Berlin
Lageplan des Falkplatzes, Dezember 1911. Übersichtsplan, Maßstab 1:1.000, farbige Tusche auf Papier. Quelle: Landesarchiv Berlin

1. Peter Joseph Lenné und die moderne Volksparkbewegung

Vorbild für die Berliner Grünanlagen war das von Peter Joseph Lenné (1789–1866) mitbegründete Gestaltungsprinzip des Volksgartens, das an den englischen Landschaftsgarten anknüpfte. Lenné hatte 1825 in Magdeburg den ersten Volksgarten in Deutschland entworfen. Seine Pläne ermöglichten es, dass der bereits unter Friedrich II. für die Bevölkerung geöffnete Berliner Tiergarten zwischen 1832 und 1839 zu einem Landschaftsgarten umgestaltet wurde und – ohne die vorhandenen barocken Strukturen zu verleugnen – den Charakter eines Volksgartens erhielt. Lenné ging es bei der Nachahmung der Natur darum, dass „die Summe der Lebensgenüsse nicht nur vermehrt, sondern auch zugleich veredelt“ würde. Der Volkspark sollte den Menschen also nicht nur zur Erholung dienen, sondern auch zu ihrer moralischen ‚Vervollkommnung‘ beitragen.

Lennés Ambitionen gingen über Objektplanungen für Königs- und Adelssitze hinaus. Als Stadtplaner wollte er den Berlinern zu ihrer Erholung mehr bieten als die Promenade Unter den Linden und den Großen Tiergarten. So entwickelte er 1840 den Plan eines grünen Gürtels aus gestalteten Parkanlagen um die stetig wachsende Stadt.

Peter Joseph Lenné, Portait auf einem Teller
Peter Joseph Lenné, Portait auf einem Teller, KPM Berlin, Sammlung Wolfgang Krause

2. „Einer der tüchtigsten Landschaftsplaner“
Berlins erster Stadtgartendirektor: Gustav Meyer. Zitat: Vossische Zeitung

Der königliche Hofgärtner Gustav Meyer (1816–1877) wurde 1870 zum ersten Berliner Stadtgartendirektor berufen und mit der organisatorischen Leitung des gesamten Berliner Gartenwesens betraut. Damit begann die Geschichte der Berliner Gartenverwaltung. Im ersten Jahr standen Meyer 16.800 Mark zur Verfügung – so etwa für den Volkspark Friedrichshain (34 Hektar), die Baumbestände bei Treptow, die Baumschule (drei Hektar), neun Schmuckplätze, 34 Straßen und Alleen mit Baumpflanzungen sowie für 25 Schul- und Turngrundstücke.

Gustav Meyer war Schüler von Peter Joseph Lenné und seit 1840 dessen engster Mitarbeiter. Sein prämierter Entwurf für die Gestaltung des Volksparks Friedrichshain wurde zwischen 1846 und 1848 umgesetzt – auf einer Fläche, die bereits in Lennés Idealplan der „Schmuck- und Grünzüge Berlins“ von 1840 als Volkspark vorgesehen war. Während weitere Volksparkanlagen wie der Humboldthain und der Treptower Park entstanden, wurde der Volkspark Friedrichshain 1874 durch Meyer erweitert und mit einem Spielplatz versehen. Das Schaffen Lennés und Mayers übt bis heute eine große Wirkung auf viele Landschaftsarchitekten aus.

Gustav Meyer, Portrait
Gustav Meyer, Portrait, aus Rümplers Gartenlexikon 1878, Sammlung Wolfgang Krause

3. Hobrechts Plan wird mit Leben erfüllt
Der Stadtgartenamtsdirektor Hermann Mächtig

Hermann Mächtig, o. D., 1878 wurde Hermann Mächtig (1837–1909) Leiter der Berliner Gartenverwaltung, der er über drei Jahrzehnte vorstand. Er verfolgte die Gestaltungsgrundsätze von Peter Joseph Lenné und Gustav Meyer konsequent weiter. Die Reparationszahlungen aus dem deutsch-französischen Krieg brachten viel Geld in die Stadtkasse und Berlin wuchs in Fläche und Einwohnerzahl weiter. Mächtig sorgte für die Anlage von sechs größeren Parks (196 Hektar), drei Baumschulen (92 Hektar), 112 Schmuckplätzen (63 Hektar), 145 Schulgrundstücken, 14 Hospitalgärten (16 Hektar) und Gärten für botanische Zwecke sowie für Baumpflanzungen (46.000 Bäume). Zu seinem Vermächtnis zählt der Viktoriapark in Kreuzberg. Auf den im Hobrecht’schen Bebauungsplan festgelegten Flächen entstanden in dem Gebiet der heutigen Ortsteile Prenzlauer Berg und Pankow unter Mächtigs Leitung Stadtplätze, die zumeist als Schmuckplätze angelegt waren. In: Gartenflora. Blätter für Garten- und Blumenkunde, Bd. 56/1907, S. 515. Quelle: bpk/Staatsbibliothek Berlin

„Schmuckanlagen müssten so angeordnet werden, dass sie … möglichst der Schönheit wie der Zweckmäßigkeit gleichmäßig Rechnung tragen, … unter möglichster Rücksichtnahme auf die Jugend mittels Herstellung von Spielplätzen, wenn auch nur in Gestalt größerer Nischen auf den Wegen …“

Hermann Mächtig, 1904

Bebauungsplan für die Umgebung Berlins, 1862. James Hobrecht (1825–1902) entwickelte 1862 einen Bebauungsplan für die Umgebung Berlins. Dabei nahm er auch auf die Bedürfnisse der schnell wachsenden Stadt Rücksicht, deren Ansprüche bei der Wasser-, Energie- und Nahrungsmittelversorgung sowie im Nah- und Fernverkehr stiegen. Hobrecht berief sich nicht nur auf die Erkenntnisse von Peter Joseph Lenné und Karl Friedrich Schinkel, sondern auch auf die fortschrittlichen Ideen, die der Pariser Stadtplanung zugrunde lagen. So entwarf er ein Straßenraster, das regelmäßig durch Platzanlagen aufgelockert wurde. Die Straßen sollten mindestens 22 Meter breit sein. Auf den nicht bebaubaren Flächen plante Hobrecht Stadtplätze in gleichmäßiger Verteilung. 1862 stimmte König Friedrich Wilhelm IV. dem Plan zu. Diesem verdanken wir die Entstehung zahlreicher Stadtplätze auch in Pankow. Die sehr dichte Bebauung der Wohnquartiere ermöglichte die Baupolizeiverordnung aus dem Jahr 1853. Diese forderte lediglich, dass eine Feuerwehrspritze in den Höfen wenden konnte. Plan von James Hobrecht (Ausschnitt), Quelle: Zentral- und Landesbibliothek Berlin

4. Erste Volksparks in den Dörfern Pankow und Weißensee

Weitsichtige Bürgermeister der Orte Pankow und Weißensee erwarben zu Beginn des 20. Jahrhunderts private bürgerliche Parks und ließen sie zu Volksgärten und Volksparks umgestalten. 1907 gelang es Wilhelm Kuhr (1865–1914), von 1906 bis 1914 Bürgermeister von Pankow, den 2,4 Hektar großen Landsitz des Barons Hermann Killisch von Horn zum Preis von 1,45 Millionen Mark für die Gemeinde Pankow zu erwerben. Der Park wurde zu einer öffentlichen Grünanlage umgestaltet. Die Gemeinde Weißensee erwarb 1908 durch die Initiative ihres Bürgermeisters Carl Woelck (1868–1937) mit Hilfe eines Grunderwerbfonds für mehr als drei Millionen Mark das sogenannte Schloss Weißensee einschließlich der Parkanlage und gab es als Volkspark zur Nutzung frei. Zudem wurde ein Landstreifen um den See gekauft, der auch die nördliche Parkseite einbezog.

Die Gemeindeverwaltung von Niederschönhausen erwarb 1919 von den Erben des Bankiers Karl Brose Grundbesitz mit einer Fläche von 29 Hektar. Schon ein Jahr später war der ursprünglich private Park als Volkspark öffentlich zugänglich.

Brosepark, 1930. Vermessungsplan (Ausschnitt). Quelle: Museum Pankow
Das Brose-Schlösschen mit Brosehaus um 1934
Das Brose-Schlösschen mit Brosehaus um 1934, der Ursprüngliche Park des Bankiers Brose ist bis heute in seinen Grundstrukturen erhalten. In dem ehemaligen Haus des Küsters Palm befindet sich heute der Sitz des Freundeskreises der Chronik Pankow e.V., Quelle: Sammlung Wolfgang Krause
Berlin-Pankow, Bürgerpark-Restaurant (Postkarte)
Restaurant im Bürgerpark um 1935. Bereits bei der Einweihung des nun öffentlich zugänglichen Bürgerparks wurde das Restaurant im ehemaligen Gärtnerhaus eröffnet. In den Folgejahren baute die Gemeinde auch das Herrenhaus zu einem großen Restaurant mit Gartenbetrieb um. Quelle: Sammlung Wolfgang Krause
Volkspark Weißensee um 1960 (Postkarte)
Volkspark Weißensee um 1960 (Postkarte), Eine einheitliche Gestaltung erhielt der Volkspark durch die Planung von Carl James Bühring (1871–1936), der von 1906 bis 1915 Gemeindebaurat von Weißensee war. Quelle: Sammlung Wolfgang Krause

„Die Spielplätze dürfen von den Wohnquartieren nicht mehr als 10 Minuten, die Parkanlagen nicht mehr als 20 Minuten, die Sportplätze nicht mehr als 30 Minuten entfernt liegen.“

Martin Wagner, 1915

Spielende Kinder am ehemaligen Wasserturm in der Belforter Straße, 1928. Auf die Forderungen des Deutschen Reichsausschusses für Leibesübungen, der drei Quadratmeter Spielplatzfläche pro Einwohner forderte, reagierten Gartenarchitekten wie Ludwig Lesser (1869–1957). Jeder Park sollte Spielwiesen, Turnplätze und Wasserflächen erhalten. Ein Meilenstein war der Wettbewerb um die Gestaltung des Schillerparks im Wedding 1909, wo schließlich insgesamt 35 Hektar große Spielwiesen entstanden. Schrittweise wurden auch im Prenzlauer Berg Plätze und Parks mit Spielmöglichkeiten ausgestattet. Die Grünanlage um den stillgelegten Wasserturm wurde 1916 von Albert Brodersen (1857–1930) entworfen und erfuhr in den 1930er Jahren durch Gartendirektor Paul Mittelstädt eine Umgestaltung. Quelle: bpk/Kupferstichkabinett, SMB, Fotothek Willy Römer, Foto: Willy Römer

5. Vom Schmuckplatz zum sozialen Grün

Flächenplan für Berlin und Umgebung, bebaute Flächen, Grün- und Wasserflächen, 1910 Der Architekt und Stadtplaner Hermann Jansen (1869–1945) entwickelte 1910 einen Grund- und Stadtentwicklungsplan für Großberlin, der anstatt der bisher üblichen Schmuckplätze zusammenhängende Grünflächen vorsah. Bereits seit etwa 1910 wurde die Eingemeindung mehrerer Berliner Vororte in die Großgemeinde von Berlin vorbereitet. An den Planungen für die zukünftige Entwicklung des städtischen Grüns hatte Hermann Jansen großen Anteil. Nach dem Zusammenschluss zu Groß-Berlin im Jahr 1920 wurde Berlin bei einer Fläche von nun 878 Quadratkilometern zur zweitgrößten Stadt Europas mit 3,8 Millionen Einwohnern. Angesichts der immer beengter werdenden Wohnverhältnisse wurde die Forderung nach ausgedehnten Grünanlagen immer lauter. Durch ein System von Grünanlagen, bestehend aus Parks, Kleingärten, Friedhöfen, Wäldern und Wiesen, so die Vision der Landschafts- und Städteplaner, sollte die Gesundheit der Bevölkerung verbessert und das Bedürfnis nach Bewegung, Spiel und Erholung befriedigt werden. Plan von Hermann Jansen (Ausschnitt) Quelle: Architekturmuseum der TU Berlin

6. Entwicklung der Stadtplätze durch die Berliner Stadtgartendirektoren Albert Brodersen und Erwin Barth und den Pankower Gartenamtsleiter Alexander Weiss

Geologische Wand im Botanischen Volkspark Blankenfelde-Pankow, 2015. Foto: Thomas Tobian
Plan des Paracelsusplatzes, Juni 1927 1920 entstanden in den nun 20 Berliner Bezirken Gartenämter mit der Aufgabe der Pflege und Neuanlage von Grünanlagen. Damit ging die Objektplanung grundsätzlich an die Bezirke über. Alexander Weiss (1863–1937) setzte in Pankow mit dem Volkspark Schönholzer Heide starke Akzente. Übersichtsplan mit dendrologischen Eintragungen von Alexander Weiss. Quelle: Landesdenkmalamt Berlin
Paracelsusplatz, 2015. Der heutige Paracelsusplatz zeichnet sich durch den alten 1927 gepflanzten Baumbestand aus. Die umlaufende Wegeführung ist ebenfalls erhalten geblieben. Die Staudenpflanzung entlang des Weges bildet für die Besucher einen Blickpunkt. Foto: Thomas Tobian
Teutoburger Platz um 1920. Blick auf ein Eckhaus in der Zionskirchstraße, links im Hintergrund der Teutoburger Platz und die Herz-Jesu-Kirche. Von 1926 bis 1929 war Erwin Barth (1880–1933) als Stadtgartendirektor für die Grünanlagen Berlins zuständig. Unter seiner Leitung entstand eine Reihe weiterer Stadtplätze in Berlin, so etwa der Teutoburger Platz in Prenzlauer Berg. Quelle: Museum Pankow
Plan des Volksparks Schönholzer Heide, Juni 1923, Teilübersichtsplan von Alexander Weiss, Maßstab 1:1.000, Tuschezeichnung. Quelle: Landesdenkmalamt Berlin

7. Nationalsozialismus, Krieg und Neubeginn

Im 1945 gegründeten Hauptamt für Grünplanung des Magistrats, dem Reinhold Lingner (1902–1968) bis 1950 vorstand, machte man sich daran, Millionen Kubikmeter an Trümmerschutt wegzuräumen, aufzuschütten und zu begrünen. Zahlreiche Ruinengrundstücke konnte man durch die Bezirksgartenämter schon in den ersten Jahren nach dem Krieg notbegrünen und teilweise mit Spielgeräten ausstatten. Schrittweise wurden bestehende Stadtplätze und Grünanlagen wiederhergestellt und – entsprechend dem wachsenden Bedürfnis nach Freizeit und Erholung – um Spiel- und Sportanlagen ergänzt. Zahlreiche Projekte verdankten sich ab Anfang der 1950er Jahre internationalen Jugendtreffen und dem Nationalen Aufbauwerk.

Arnswalder Platz mit Stierbrunnen und Hindenburgbüste, Postkarte nach 1933 Hugo Lederer erhielt den Auftrag für den Stierbrunnen bereits 1929. Quelle: Museum Pankow
Anlagen am Wasserturm, Postkarte, 1930er Jahre. Eines der ersten „wilden“ Konzentrationslager befand sich von März bis Juni 1933 in der Maschinenhalle 1 des Wasserturms. Quelle: Museum Pankow. „Den vielen Beschwerden der Anwohner des Teutoburger Platzes im Nordosten der Stadt nachgehend, hat das Gartenbauamt des Verwaltungsbezirks Prenzlauer Berg von den in den Anlagen befindlichen 100 Sitzbänken 92 mit der Aufschrift ‚Für Juden verboten’ versehen lassen.“ In: Berliner Nordost-Zeitung. Weißenseer Zeitung mit Hohenschönhauser Lokalblatt, 20.08.1937

„Meine Mutter und ich sind dort [am Wasserturm] oft spazieren gegangen … Eines Tages stand davor ein Schild und auf jeder Bank: „Für Juden und Hunde ist der Zutritt verboten“. In der Zeit nach dem Verbot bin ich einmal mit meiner Schwester und meiner Mutter dort vorbeigekommen, Trudchen fing an zu weinen, denn sie war es gewohnt, dort ein bisschen herumzutollen. Plötzlich kam eine Dame auf uns zu und bot an, die Kleine mit reinzunehmen. Meine Mutter bedankte sich und lehnte ab. Diese Frau war eine unter Millionen, das gab es doch sonst gar nicht.“

Simon Mandel, 1994

Frau Bögle auf einer Splittergrabenabsperrung auf dem Wörther Platz (Kollwitzplatz) sitzend, 1944. Quelle: Museum Pankow
Tomatenpflanzen vor der Ruine des Herrenhauses im Bürgerpark, 1947 Quelle: Museum Pankow
Fröbelplatz mit Grünanlage und Sandkasten um 1935 Quelle: Landesarchiv Berlin
Spielplatz auf dem Fröbelplatz, 1958. Quelle: Helga Trebull

„Was blieb, nachdem Bombenangriff und Endkampf eine mechanische Auflockerung vollzogen, gibt uns die Möglichkeit, eine ‚Stadtlandschaft’ zu gestalten. […] Durch sie ist es möglich, Unüberschaubares, Maßstabloses in übersehbare und maßvolle Teile aufzugliedern und diese Teile so zueinander zu ordnen, wie Wald, Wiese, Berg und See in einer schönen Landschaft zusammenwirken.“

Hans Scharoun, Stadtbaurat von Berlin 1945–1947. In: Neue Bauwelt, 10/1946, S. 3

Bereits 1947 begann man mit den Arbeiten am Sowjetischen Ehrenmal in der Schönholzer Heide. Auch in den Folgejahren integrierte man in viele Grünanlagen Denkmäler zur Erinnerung an ermordete Politiker und Widerstandskämpfer. Eine der ersten Aufgaben für Lingner bestand darin, den Amtssitz von Wilhelm Pieck, dem Präsidenten der DDR, im Schlosspark von Schönhausen zu gestalten.

Wilhelm Pieck mit Pionieren im Schlosspark Niederschönhausen, 1950er Jahre. Quelle: Museum Pankow
Amtssitz des Präsidenten der DDR in Niederschönhausen, 1950 Entwurf des ,,Inneren Schlossparks“ von Reinhold Lingner. Quelle: Landesdenkmalamt Berlin
Neuanlage des Kollwitzplatzes, 1948 Skizze des Platzes mit Plastik „Winkende Soldatenfrau“ von Käthe Kollwitz, Pause von Reinhard Lingner. Quelle: Landesarchiv Berlin
Oderbruchkippe (Volkspark Prenzlauer Park), 1961. Auf einer Fläche von etwa 23 Hektar wurden ab 1953 über drei Millionen Kubikmeter Trümmerschutt abgelagert. Danach trug man eine Schicht Mutterboden auf und begann ab Mitte der 1960er Jahre mit der Begrünung. Quelle: Museum Pankow
Spielplatz in der Gubitzstraße, 1958. Quelle: Helga Trebull
Nach der Sprengung des Bunkers im Volkspark Friedrichshain, 1946. Wurden noch vor Kriegsbeginn einige Stadtplätze überarbeitet und fertiggestellt, erhielten ab 1941 viele Grünanlagen Luftschutzbunker und Feuerlöschteiche (Helmholtzplatz und Arnimplatz). Die Arbeit der Bezirksgartenämter war durch Arbeitskräfte- und Materialmangel stark eingeschränkt. Quelle: Landesarchiv Berlin, Foto: Otto Martens

8. Ein Generalbebauungsplan für mehr Grün: 1969 bis 1990

Baumpflanz-Aktion im heutigen Mauerpark, 1990
Baumpflanz-Aktion im heutigen Mauerpark, 01.04.1990 Nach dem Fall der Mauer forderten viele Bürger, den ehemaligen Mauerstreifen zu einem grünen Band zu machen und damit die Grün-Defizite der Innenstadt auszugleichen. Der Runde Tisch des Bezirks Prenzlauer Berg, die ständige Kommission Umwelt und Naturschutz sowie Naturschutzverbände schlossen sich der Forderung an. Quelle: Museum Pankow, Foto: Gerd Danigel

„Der Mauerpark ist die Lichtung in der Stadt.“

Gustav Lange, 1994

Dr. Helmut Lichey (stehend) und Dr. Winkler (2. v. li.), 1960. Nachdem Reinhold Lingner, der Leiter des Berliner Hauptamtes für Grünplanung, den Magistrat 1950 verlassen hatte, wurde erneut ein Stadtgartenamt gebildet. Neuer Leiter war bis 1975 Dr. Helmut Lichey. Er setzte die Neugründung der bezirklichen Gartenämter durch. Quelle: Archiv Straßen- und Grünflächenamt Pankow
Spielplatz im Anton-Saefkow-Park, ca. 1975. Foto: Wolfgang Krause
Waschbetonschalen mit Grün auf der Schönhauser Allee, 1987. Zur Begrünung der Innenhöfe wurden Schalen benötigt, um auf die versiegelten Höfe Hochbeete oder Sandkästen zu stellen. In Berlin und Umgebung gab es aus Kapazitätsgründen keine Firma, die diese produzieren konnte. Eine kleine private Firma in Ilmenau übernahm den Auftrag. Mit Schwertransportern wurden die Schalen über 300 Kilometer nach Berlin transportiert. Die Waschbetonschalen nutzte man auch beim Bau von Spielplätzen und zur Begrünung der Straßen. Foto: Wolfgang Krause
Plan des Grün- und Erholungssystems, Berlin-Ost, 1969. Den Rahmen für die Entwicklung der Grünanlagen in Ostberlin gab seit 1969 der General­bebauungsplan für das Grün- und Erholungssystem vor. Er orientierte sich an dem im Jahre 1945 unter der Leitung von Hans Scharoun entstandenen Generalbebauungsplan für Groß-Berlin. Schwerpunkt war der Bau von neuen Wohngebieten mit integrierten Grün- und Erholungsflächen. Vorhandene Grünanlagen wurden weiterentwickelt und den wachsenden Ansprüchen der Bevölkerung angepasst. Größere Grünzüge, wie der Botanische Garten in Blankenfelde, der Volkspark Karower Teiche und das Erholungsgebiet Arkenberge, wurden auf diese Weise festgelegt. In: Berlin / Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik / Generalbebauungsplan Generalverkehrsplan. Hg. Magistrat von Groß-Berlin/Bezirksbauamt, Bereich Städtebau und Architektur, Berlin (O) 1969, Quelle: Landesarchiv Berlin
Gärtner des VEB Stadtgrün bei der Arbeit auf einer Dieselameise, 1986
Gärtner des VEB Stadtgrün bei der Arbeit auf einer Dieselameise in der Wohnanlage in der Greifswalder Straße, 1986. Mit der erneuten Gründung des Stadtgartenamtes wurde der VEB Stadtgrün als Pflegebetrieb für Grünflächen gegründet (später durch VEB (K) Stadtwirtschaft fortgeführt). Dort waren auch die Objektplanung und die Pflege angesiedelt. Die bezirklichen Gartenämter hatten vor allem eine Auftraggeber- und Kontrollfunktion. Gekennzeichnet war diese Periode durch den Mangel an Arbeitskräften und Material. Quelle: Archiv Straßen- und Grünflächenamt Pankow
Spielplatz im Erich-Weinert-Park um 1985. Foto: Wolfgang Krause
Gaswerk an der Greifswalder Straße, historische Luftbildaufnahme, 1920er Jahre. Das alte Gaswerk, wegen seiner Luftverschmutzung eine Zumutung für die Anwohner, wurde nach 107-jährigem Betrieb stillgelegt und abgerissen. Es regte sich jedoch Widerspruch, als zwei fast 100-jährige Gasbehälter abgerissen werden sollten. Die Protestierenden hofften, dass die Behälter als technische Denkmäler erhalten bleiben und zu einem Kulturzentrum ausgebaut werden können. Nach dem Abriss der Gasbehälter wurden die ehemaligen Verwaltungsgebäude des Werks saniert. Sie beherbergen heute ein Theater, Gaststätten und ein Museum. Quelle: Museum Pankow
Ernst-Thälmann-Park, Luftbildaufnahme, 1980er Jahre. Das Ensemble nach Entwürfen der Architektengruppe Dr. Büchner/Funek/Oehring/Steffke ist eine Verbindung aus Wohn- und Parkanlage. Seit dem Frühjahr 2014 steht es unter Denkmalschutz. Die Wohnungen für 3.800 Menschen wurden in Plattenbauweise (WBS 70) errichtet – inmitten eines circa 160 Hektar großen Wohnparks. Im Zentrum der Anlage steht das 13 Meter hohe monumentale Ernst-Thälmann-Denkmal des russischen Bildhauers Lew Kerbel. In: Neue Berliner Illustrierte (NBI), Sonderheft 750 Jahre Berlin, BV-Archiv, S. 37. Quelle: Wolfgang Krause

9. Neue Wege seit 1990: Sanierungsgebiete und Landschaftsparks

Nach der Wiedervereinigung stand die Reorganisation der bezirklichen Gartenämter nach dem Muster der Westberliner Ämter im Vordergrund. Gottfried Funeck (1933–2011) wurde 1990 nach 15 Jahren als Leiter des Stadtgartenamtes von Georg Büchner abgelöst. Die Leitung des vereinigten Stadtgartenamtes übernahm dagegen Erhard Mahler. Für die Parks der dicht bebauten Innenstadt wurde ein eigenes Landschafts- und Artenschutzprogramm verabschiedet. In Pankow, Prenzlauer Berg und Weißensee sind Volksparks, Kleingärten, Friedhöfe sowie die seit 1990 hinzugekommenen Parkanlagen, wie der Mauerpark und der Blankensteinpark, Teil dieses neu geschaffenen „Inneren Parkrings“, der bis zum Naherholungsgebiet Naturpark Barnim reicht.

In den vergangenen 25 Jahren entstand ein System von Stadtparks, Volksparks und Stadtplätzen, die den wachsenden Bedürfnissen der Berliner nach Erholung, Spiel und Sport Rechnung tragen. Hierzu zählen im Bezirk Pankow der Mauerpark, der Blankensteinpark, der Einsteinpark und der Landschaftspark Neue Wiesen.

Landschaftspark Neue Wiesen, 2014. 1999 erhielt der Landschaftspark den deutschen Landschafts- und Architekturpreis. Foto: Hannelore Sigbjoernsen
Ehemalige Hammelhalle im Blankensteinpark, 2015. In den Jahren 2004 und 2005 entstand im Zentrum des Geländes nach Plänen des Landschaftsarchitekturbüros Kiefer und der Architektin Christine Edmaler der Blankensteinpark mit der denkmalgeschützten Hammel- und der Rinderauktionshalle sowie Freizeit- und Sportanlagen. Foto: Wolfgang Krause
Gustav-Meyer-Preis für hervorragende Leistungen der Landschaftsplanung und -gestaltung 1999
Der jährlich vergebene Gustav-Meyer-Preis für hervorragende Leistungen der Landschaftsplanung und -gestaltung wurde für den Stadtplatz Marienburger Straße verliehen. Quelle: Straßen- und Grünflächenamt Pankow
Mauerpark, Entwurf und Fotos
Mauerpark. Den 1. Preis im Wettbewerb gewann der Entwurf von Gustav Lange. Er sah eine moderne, funktionale Gestaltung vor, die besonders den Ansprüchen junger Nutzer nach Sportspiel, Theater und Musik gerecht werden wollte. Der Mauerverlauf ist durch den Erhalt der Schwedter Straße dokumentiert. Die Vorlandbauer bildet die Abgrenzung zum Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark. Quelle: Straßen- und Grünflächenamt Pankow
Velodrom, 2015. Südlich vom Blankensteinpark entstand durch Begrünung der größte Dach-Platz von Berlin. Nach Entwürfen des französischen Architekten Dominique Perrault wurde auf dem Dach des Velodroms eine große Rasenfläche angelegt. 200 alte, aus Frankreich stammende Apfelbäume krönen das Areal. Foto: Wolfgang Krause