Schlossparks und Adelssitze

Schloss Schönhausen, Schlossansicht von der Parkseite
Schloss Schönhausen, Schlossansicht von der Parkseite, Foto: Andreas Wichert

Gärten zum Repräsentieren

In Schlossgärten kann man Geschichte mit allen Sinnen erfahren. Architektur, Skulpturen und Garten bilden ein Gesamtkunstwerk. Wie groß die Repräsentationsansprüche ihrer früheren Besitzer waren, lässt sich an der künstlerischen Planung der Anlagen ablesen ebenso wie an der aufwendigen Begrünung mit kostbaren Pflanzen und der jeweiligen Umgestaltung der Gärten nach dem Geschmack der Zeit. In Pankow finden sich viele markante Orte, an denen die Besucher die Geschichte der Gartenkunst durch die Jahrhunderte nachempfinden können.

Nachdem im Jahr 1740 König Friedrich II. (1712–1786) seiner Frau Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern (1712–1797) Schloss und Park Schönhausen übereignet hatte, zog höfisches Leben in diesen stillen Ort ein – mit Empfängen, Konzerten und Festen. Schönhausen blieb bis zum Ende ihres Lebens die Sommerresidenz der Königin. Ihre Liebe galt vor allem dem Schlossgarten. Die nach ihren Vorstellungen ausgebaute barocke Anlage ließ sie in den 1770er Jahren in eine frühe Form des Landschaftsgartens umgestalten. Anfang des 19. Jahrhunderts formte Peter Joseph Lenné den Park schließlich in einen Landschaftsgarten nach englischem Vorbild um.

Die verschiedenen Phasen der Gartengestaltung lassen sich noch heute auch im Park von Schloss Buch erkennen. Andere aufwendig gestaltete Gärten des Adels, wie in Rosenthal, Blankenfelde und Buchholz, verschwanden im Laufe des 19. Jahrhunderts. Umso wichtiger ist heute die Pflege der vorhandenen Anlagen für zukünftige Generationen. Sie sind Erinnerungsorte einer Gartentradition von hohem künstlerischen Wert und zeugen von den bemerkenswerten Kenntnissen und Fähigkeiten ihrer Planer und Gärtner.

Französischer Garten. Schlossgarten von Sanssouci in Potsdam, 2000. Ab 1744 ließ König Friedrich II. den Park Sanssouci nach französichem Vorbild anlegen. Foto: Jürgen Hohmuth
Französischer Garten. Der königliche Garten Schönhausen um 1710. Die ersten Barockgärten wurden in Frankreich angelegt, man nennt sie deswegen auch französische Gärten. Ausgehend vom absolutistischen Anspruch des „Sonnen­königs“ Ludwig XIV. (1638–1715) entwickelte sein Hofgärtner André Le Nôtre einen streng hierarchisch und geometrisch gegliederten Garten mit Skulpturen und Wasserspielen zum Lustwandeln und Repräsentieren. Gestutzte Bäume und Gehölze sind für diesen Garten charakteristisch. Auf der Zeichnung des königlichen Gartens Schönhausen ist die typische Gestaltung eines barocken Gartens zu erkennen: Das Schloss ist von symmetrisch geschnittenen Hecken umgeben, die in streng ausgerichteten Formen gepflanzt wurden. Federzeichnung von Daniel Petzold, Quelle: bpk/Staatsbibliothek Berlin
Landschaftsgarten, Plan des königlichen Schlossgartens Schönhausen nach 1900. Als Kontrast zum Barockgarten französischen Stils entstand im 18. Jahrhundert in England der Landschaftsgarten, der eine ideale Landschaft nachzuahmen sucht. Für Abwechslung sollen malerische Ansichten, Durchblicke, geschwungene Wege und Hügel sorgen. Die umgebende Landschaft wird in die Gestaltung einbezogen. Typisch für einen englischen Landschaftsgarten ist ein am Wohnhaus gelegener Rasenabschnitt, der sogenannte pleasure ground, der durch Blumenrabatten, einzelne Gehölze, Skulpturen und Wasserspiele gestaltet ist. Maßstab 1:1000, Quelle: Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Plankammer Potsdam, Neues Palais, Foto: Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Holländischer Garten. Plan des Gutsgartens von Buch, 1783, orientiert an italienischen Vorbildern sind die Holländischen Gärten durch eine kleinteilige, geometrische Aufteilung in flacher, mit vielen Kanälen durchzogener Landschaft geprägt. Man nannte diese Parks „Holländische Gärten“, weil die vielen in die Parkgestaltung einbezogenen Wasserläufe an die Landschaft der Niederlande erinnerten. Großen Wert legte man bei der Gestaltung auf botanische Besonderheiten und Skulpturen. In: Die Gartenkunst, 1910, Jg. XII (Heft 2), S. 23 Quelle: Sammlung Wolfgang Krause
Landschaftsgarten. Leeds Castle bei Maidstone in der englischen Grafschaft Kent, 2000. Das in einem weitläufigem Park gelegene Wasserschloss ist ein frühes Beispiel des englischen Lanschaftsgartens. Foto: Jürgen Hohmuth
Schloss und Schlossgarten Charlottenburg, 2007. Die Kurfürstin Sophie Charlotte (1668–1705) ließ ab 1697 den Schlossgarten von Charlottenburg nach den Plänen von Simon Godeau (geb. 1632) gestalten. Es entstand der erste deutsche Barockgarten nach französischem Geschmack, der auch holländische Elemente aufwies. Godeau war Schüler von André Le Nôtre (1613–1700), dem Gartenarchitekten Ludwig XIV. Quelle: Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Foto: Jürgen Hohmuth

1. Der Schlosspark Schönhausen

1662 erwarb die Gräfin Sophie Theodore zu Dohna (1620–1678) das Gut Niederschönhausen. Sie baute es zum Landsitz aus und ließ einen ersten barocken Garten mit Obstbäumen, Küchengarten und Blumenbeeten anlegen. 1680 ging das Gut an den Oberhofmarschall Joachim Ernst von Grumbkow (1637–1690), der in den Jahren darauf eine aufwendige Erweiterung und Neuanlage des Gartens im Stil französischer Barockgärten veranlasste. Nach seinem Tod erwarb 1691 Kurfürst Friedrich III. (1657–1713), der spätere König Friedrich I., das Gut. Er ließ das Herrenhaus 1704 durch Johann Friedrich Eosander von Göthe (1669–1728) ausbauen und den Garten unter Beibehaltung der früheren Struktur erweitern.

1740 schenkte Friedrich II. seiner Frau Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern Schloss Schönhausen, das sie von Juni bis September als Sommerresidenz nutzte. Mit großem Eifer ließ sie den inzwischen verwilderten Barockgarten instand setzen. Nach der Zerstörung im Siebenjährigen Krieg wurde der Garten rekonstruiert und in den 1770er Jahren – der neuesten englischen Gartenmode nacheifernd – zu einer frühen Form des Landschaftsgartens umgestaltet.

Nach dem Tode Elisabeth Christines war Schönhausen Sommersitz verschiedener Familienangehöriger der Hohenzollern. Im Auftrag der Herzogin Friedericke von Cumberland (1778–1841), der Schwester von Königin Luise, gestaltete Peter Joseph Lenné zwischen 1828 und 1831 den Park in einen Landschaftspark nach englischem Vorbild um, ohne die ursprüngliche Struktur zu verleugnen. Die dabei entstandene abwechslungsreiche Landschaft durchzogen nun neue Wege und der veränderte Lauf der Panke wurde durch teichartige Erweiterungen ergänzt.

Elisabeth Christine von Preußen, Selbstbildnis als Schäferin, 1738. Elisabeth Christine lebte als Kronprinzessin von 1736 bis 1740 zusammen mit Kronprinz Friedrich in Rheinsberg. Quelle: Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Foto: Roland Handrick, 1998

„Ich lasse hier ein Boskett in englischer Manier anlegen“

Königin Elisabeth Christine über den Park von Schönhausen in einem Brief vom 12.09.1774 an Frau von Kannenberg. Quelle: GSTA PK

Schloss Schönhausen, Blick aus dem Gartensaal auf die Platanen im Park. Quelle: Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Foto: Günter Schneider
Schlossgarten Schönhausen, 1829. Die südlich der Panke gelegenen Wiesen und Gehölzbereiche wurden in den Park einbezogen. Der heute äußere Teil des Parks erhielt geschwungene Wege, Baumgruppen, Hügel und weite Durchblicke. Der Park wurde in dieser Zeit zu einem englischen Landschaftsgarten umgestaltet. Diese Grundstruktur ist noch heute erkennbar. Plan von Peter Joseph Lenné, Quelle: Landesdenkmalamt Berlin
Ansicht der Gartenseite des Schlosses von Südost mit der von Lenné gestalteten Pergola um 1860. Thomas Albert, Quelle: Alexander Duncker, 1857/83/Zentral- und Landesbibliothek Berlin
Die erste bekannte Abbildung von Schönhausen, 1693. Im Zuge der Gestaltung durch die Gräfin Sophie Theodore zu Dohna wurden ab 1662 Alleen gepflanzt, die heute noch in den Straßenzügen Tschaikowskistraße/Schloss­allee und Dietzgenstraße/Ossietzkystraße zu erkennen sind. Kupferstich von J. B. Broebes, Quelle: Landesarchiv Berlin
Anonymer Plan des königlichen Lustgartens um 1764. Den Barockgarten, u.  a. mit Boskett (Lustwäldchen), Heckenquartieren, Labyrinth und Kanal, ließ Elisabeth Christine erweitern, indem die Panke, die Wiesen und das Eichholz in den Schlosspark einbezogen wurden. Tusche auf Leinen, Quelle: Landesarchiv Berlin
Ansicht von Schloss Schönhausen von Nordost, 1787. Kolorierter Kupferstich von C. B. Schwarz, Quelle: SPSG, Plansammlung, Fotograf: Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz

1.1 Die Königin-Plantage von Schönhausen

Das 35 Hektar große Gebiet lag westlich des Schlosses, an der Allee in Richtung der Festung Spandau (Tschaikowskistraße). Heute befindet sich hier der Volkspark Schönholzer Heide. Elisabeth Christine ließ an dieser Stelle eine Kombination aus Lust- und Nutzgarten anlegen. So wurden Maulbeerbäume für die Seidenraupenzucht, drei Weinberge und verschiedene Obstbäume angepflanzt. Zum Flanieren war zwischen den Weinbergen ein Lustwäldchen mit verschiedenen fremdländischen Bäumen angelegt worden.

Nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges siedelte Elisabeth Christine hier zwölf Kolonisten an, vorwiegend Lein- und Tuchweber, die Wohnung und Gartenland als Eigentum erhielten, das sie jedoch nicht veräußern durften. Als Gegenleistung mussten die Siedler an einem Tag in der Woche einen „Hofdienst in Natura“ auf der Plantage leisten.

„Dieses Lustwäldchen ist besonders im Junius, wenn die vielen darinnen ange­legten wilden Rosensträucher und Bäume und die Akazien blühen, äußerst anmutig.“

Friedrich Nicolai, Beschreibungen der Königin-Plantage, 1779

Königin-Plantage von Schönhausen. Karte aus dem Jahr 1872, Zustand des Parks um 1868 (Ausschnitt), aufgenommen durch den Ingenieur und Geographen Meyer, Quelle: Museum Pankow
„Edict, Daß Bey Strafe der Karre sich niemand unterstehen soll, Die gepflanzten Weiden- Maulbeer- Linden- und andere dergleichen Nutzbare Bäume zu beschädigen“ von Friedrich Wilhelm I., 1731. Um die Seidenraupen zur Herstellung von Seide züchten zu können, ließ auch Königin Elisabeth Christine zur Aufbesserung ihres schmalen Budgets Maulbeerbäume pflanzen. Quelle: Sammlung Wolfgang Krause

1.2 Die Familie Nietner – Die Hofgärtner von Schönhausen
„Ein Gärtner muss jung, sorgfältig, fleißig und unverdrossen sein“ Heinrich Hesse, 1712

In Schönhausen wirkte von 1740 bis 1870 die Gärtnerfamilie Nietner. Sie unterhielt neben dem Schlossgarten und der Königin-Plantage auch den Küchengarten, der sich außerhalb des Lustgartens, hinter dem Gelände der Orangerie befand (östlich der Dietzgenstraße).

Die Hofgärtner waren zudem für die Gewächs- und Treibhäuser sowie die Orangerie zuständig. Neben dem ganzjährigen Anbau von frischem Obst und Gemüse erlaubten die Treibhäuser die Zucht von exotischen Früchten wie Ananas, Bananen und Melonen.

Hofgärtner bildeten seit dem 18. Jahrhundert eine besondere Berufsgruppe an fürstlichen und adligen Höfen. Oft vererbten sie ihre Stellen oder heirateten untereinander, sodass Hofgärtner-Dynastien entstanden. In Brandenburg waren das die Familien Sello (1718 bis 1891), Brasch (um 1750 bis circa 1900), Fintelmann (um 1730 bis 1956) und Nietner (1740 bis 1870).

Neben einer dreijährigen Lehre waren Bildungsreisen für die Ausbildung unerlässlich. Die Aufgabe der Hofgärtner bestand nicht nur darin, für die Gemüse- und Obstproduktion zu sorgen, sondern für die Anlage und den Unterhalt der Gärten. Oft waren sie auch die Urheber der Gartenentwürfe und genossen an den Höfen großes Ansehen. Für die praktische Arbeit standen ihnen Gärtner, Gesellen und Arbeiter zur Seite.

Besonders gut war das Hofgärtnersystem in Preußen entwickelt, dessen Aufsicht der König mit Hilfe des Oberhofbauamtes führte. Seit 1820 mussten Hofgärtner auf Betreiben Lennés ein Examen ablegen.

 

Ansicht der Gartenseite des Schlosses von Südost mit der von Lenné gestalteten Pergola um 1860. Thomas Albert, Quelle: Alexander Duncker, 1857/83/Zentral- und Landesbibliothek Berlin
Ehemaliges Hofgärtnerhaus in Niederschönhausen, 1908. Das 1859 nach einem Entwurf von Johann Heinrich Strack (1805–1880) für Theodor I. Nietner errichtete Hofgärtnerhaus steht in der heutigen Dietzgenstraße 2/4. Quelle: Museum Pankow, Foto: Max Skladanowsky
Der Hofgärtner Theodor I. Eduard Nietner um 1837. Aquarell von Franz Krüger, Quelle: SPSG, HSFS (o. Nr.). Foto: Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz

2. Der Schlosspark Buch

Schlosspark Buch mit Blick auf Schloss und Kirche um 1860. Ansicht aus Richtung der heutigen Wiltbergstraße. Stich eines unbekannten Künstlers, Quelle: Reinhard Schütte
Rückseite von Schloss Buch, Stempel von 1900 Das Schloss wurde 1964 abgerissen. Quelle: Museum Pankow
Postkarte aus Buch, Parkpartie 31.03.1918
Buch, Parkpartie 31.03.1918, Quelle: Museum Pankow
Schlosspark Buch, Flurplan von Thal, 1803/04
Schlosspark Buch, Flurplan von Thal, 1803/04. Der Plan zeigt eine axiale, regelmäßige Anlage, die zum Teil von einem Kanal umgeben und durchzogen wird. Hecken und Alleen begrenzten die durch Querwege gegliederte Anlage. Auf den Beeten, die von Buchshecken gerahmt waren, wuchsen Blumen, Kräuter, Gemüse und Obst. Im rechten Kartenteil ist die Überformung als Landschaftsgarten zu erkennen. Quelle: Reinhard Schütte
Große Buchenhecke im Schlosspark Buch, Stempel von 1915, Quelle: Museum Pankow
Schlosspark Buch, Gedenkstein für Julie Voß, 1912
Gedenkstein für Julie von Voß in Form eines römischen Sarkophags, 1912. Die Gräfin Julie von Ingenheim, geborene von Voß, war Hofdame bei Königin Elisabeth Christine. 1787 wurde sie König Friedrich Wilhelm II. zur linken Hand angetraut. Als sie nach der Geburt ihres Sohnes 1789 starb, setzte man sie in der Bucher Schlosskirche bei. Das Denkmal im Park wurde 1956 beschädigt und abgetragen. Mithilfe der Hinckeldey-Stiftung konnte es 2023 wieder an seinem alten Standort in rekonstruierter Form zurückkehren. Quelle: Museum Pankow

Der Schlosspark Buch erlebte im Laufe seiner Geschichte drei Gestaltungsphasen, die noch heute nachvollziehbar sind und seine Besonderheit ausmachen.

Der Freiherr Gerhard Bernhard von Pölnitz (1617–1679) ließ zwischen 1670 und 1672 ein Herrenhaus errichten und einen Garten entsprechend der Mode im holländischen Stil anlegen.

1724 erwarb Staatsminister Adam Otto von Viereck (1684–1758) das Gut und beauftragte den Berliner Baumeister Friedrich Wilhelm Diterichs (1702–1782) mit der Errichtung einer repräsentativen Schloss­anlage mit Schlosskirche, Park und Orangerie. Die holländische Anlage blieb dabei größtenteils unverändert. Westlich des Schlosses ließ Viereck einen französischen Garten und jenseits der Panke einen Irrgarten anlegen.

Der preußische Geheimrat Friedrich Christian Hieronymos von Voß (1734–1784) erbte 1761 das Anwesen. In Buch wurde seine Tochter Elisabeth Amalie, genannt Julie von Voß (1766–1789), geboren, die spätere Gräfin Ingenheim.

Als Otto von Voß (1755–1823), ein Enkel von Viereck, sein Erbe antrat, widmete er sich vor allem dem Park, den er ab dem Ende des 18. Jahrhunderts schrittweise zum Landschaftsgarten umformen ließ.

Das französische Barockparterre wurde zum Pleasureground und der Garten insgesamt erweitert. Sein holländischer Stil jedoch blieb in seinen Grundzügen bis heute erhalten. Voß‘ Erben ließen den Park als Landschaftsgarten mit geschwungenen Wegen und malerischen Gewässern weiter überformen. 1898 erwarb die Stadt Berlin das Gut mit Schloss, Park und Landbesitz für 3,5 Millionen Reichsmark.

3. Das „Schloss“ Weißensee

Der Garten wurde ab 1745 im Auftrag des preußischen Justiz- und Landrates Karl Gottlob von Nüßler (1700–1776) angelegt. Im November 1763 hielt sich hier der türkische Minister Achmet Effendi auf. Ihm zu Ehren hatten der Königliche Gärtner Weigel und der Prinzliche Gärtner Lucas ein Gartenstück in Form eines türkischen Wappens bepflanzt.1821 kaufte der Berliner Unternehmer und Branntweinhersteller J. H. L. Pistorius (1777–1858) das Rittergut und baute in der Umgebung Kartoffeln an, aus denen er Schnaps brannte. 1859 ließ sein Neffe, der Regierungsrat Friedrich Wilhelm Lüdersdorff (1801–1886), den Garten zu einem Landschaftspark umgestalten. Aus dem schlichten einstöckigen Haus am Seeufer wurde 1859 das „Weißenseer Schloss“. Außerdem entstand ein prächtig angelegter Garten. Der prächtige, als Lustgarten nach Versailler Vorbild angelegte Trianonpark zog sich von den Schlossterrassen bis über die heutige Amalienstraße. Auf geschwungenen Wegen bot er Durchblicke zum See, zum Schloss und zum Dorf Weißensee.

Gutshaus und Garten Weißensee um 1855. Zeichnung eines unbekannten Künstlers Silberstift mit Weißhöhung, getönter Karton), Foto: Oliver Ziebe, Berlin, Quelle: Stiftung Stadtmuseum Berlin

„Es ist da selbst ein sehr schöner Garten, dem die angenehme Lage an dem großen See, von dem das Dorf den Namen hat, noch mehr Reiz gibt.“

Friedrich Nicolai, 1779

Schloss Weißensee mit Terrassen am Seeufer, 1861. Bereits 1874 wurde das Schloss zu einem Vergnügungslokal umgebaut, dem „Schloss-Restaurant“, das nach dem Ende des ErstenWeltkrieges zerstört und später abgetragen wurde. Farblithografie von H. Krämer, Th. Hartmann, Quelle: Landesarchiv Berlin
Park am Weißen See, 1930. Auf dem Plan ist noch die Gestaltung des Trianonparks zu erkennen. Vermessungsplan (Ausschnitt), Quelle: Museum Pankow
Plan des Dorfes Buchholz um 1730. Das Grundstück Nr. 12, gegenüber der Kirche, befand sich seit 1795 im Besitz des Grafen Lottum, Quelle: Landesarchiv Berlin

4. Die verlorenen Gärten des Adels: Herrenhäuser und Adelssitze

Im Laufe der Jahrhunderte ließ der Brandenburgische Adel rings um Berlin und zumeist in schönster Lage Schlösser, Herren- oder Gutshäuser errichten. Anfangs war die Gartengestaltung vor allem praktischen Erwägungen unterworfen. So wurden Obstbäume, Wein- und Küchengärten gepflanzt. Mit wachsendem Wohlstand stieg auch das Bedürfnis nach Repräsentation: Man begann Lustgärten anzulegen und kombinierte diese mit den vorhandenen Nutzgärten. Bei der Gestaltung orientierte man sich am Geschmack des Herrscherhauses, der häufig den Moden der Zeit entsprach. Die Gartenleidenschaft des Adels war nicht zuletzt auch Ausdruck seines Buhlens um die Gunst des Fürsten.

Neben den bis heute existierenden Parks gab es in den Pankower Ortsteilen Gärten, die unter den Zeitgenossen etliche Bewunderer hatten. Doch viele Anlagen wurden verkauft, da Besitzer oder Erben kein Interesse an ihrer Pflege hatten. Wie die umliegenden Ländereien fielen auch sie schließlich der Bodenspekulation zum Opfer, die mit der Ausdehnung Berlins einherging.

4.1. Der Garten Rosenthal

Der Garten des Kanzlers von Götz in Rosenthal soll einer der schönsten in der Mark Brandenburg gewesen sein. In Berichten wird erwähnt, dass sich der Berliner Hof oft in Rosenthal aufhielt. Da Friedrich Wilhelm I. den Garten nicht weiter unterhalten ließ, verfiel er später schnell. 1811 verkaufte der Fiskus Rosenthal an den Berliner Kaufmann J. H. Neumann, dessen Erben es der Stadt Berlin für zwei Millionen Mark überließen.

Stilisierte Ansicht vom Schlösschen und vom Garten Rosenthal um 1733. Radierung nach einer Zeichnung von J. B. Broebes, Quelle: Landesarchiv Berlin

„Gegen Morgen lieget ein grosser Baumgarten, gegen Mittag ein Lustgarten mit einem schönen Bogengang und zwei künstlich gezogenen Linden.“

Zeitgenössische Beschreibung des Gartens des Gutes Rosenthal zur Zeit des Kurfürsten Friedrich III., 1693. In: B. L. Bekmann: Handschriftliche Chronik von Berlin (Abschrift von E. Siefart), o. D.

Plan von Dorf und Garten Rosenthal (Ausschnitt), 1707. Im Plan von Dorf und Garten Rosenthal aus dem Jahr 1707 erkennt man eine im barocken Stil axial mit Höhensprüngen gestaltete Gartenanlage. Ein langgestrecktes Wasserbecken und ein Heckentheater krönen die Anlage. Plan des Amtes Niederschönhausen Quelle: Geheimes Staatsarchiv – PK, XI. HA, PKP, C Nr. 515

4.2 Der Garten Blankenfelde

Kurfürst Friedrich III. erwarb 1693 den Garten des Generalkriegskommissars und Oberhof-marschalls Joachim Ernst von Grumbkow (1637–1690). Das Areal bestand damals aus einem Lustgarten sowie einem Baum- und Weingarten. Grumbkow hatte 1680 Schönhausen gekauft und war vom Großen Kurfürsten mit der Durchführung des 1685 erlassenen Edikts von Potsdam beauftragt. Er unterstützte die Bildung französischer Kolonien in Preußen.

Der Gutsgarten in Blankenfelde konnte sich von seiner Nutzung als Wirtschaftsgarten nicht wirklich lösen und war in seinem Charakter nie so repräsentativ wie der Garten in Rosenthal. Durch das mangelnde Interesse der späteren Besitzer verfiel der Garten. 1882 wurde das Gut von der Stadt Berlin zur Anlage von Rieselfeldern erworben. Es blieb in Resten bis 1950 erhalten und wurde dann durch eine Fernverkehrsstraße überbaut. Einige alte Bäume südlich des Gutes lassen den Baumgarten noch erahnen.

Plan von Dorf und Garten Blankenfelde, 1731. Auf dem Plan sind Lustgarten (I), Weinberg (II), Baumgarten (III) und Rosengarten (IV) zu sehen. Flurplan von F. C. Grundt (Ausschnitt), bearbeitet, Maßstab 1:5000, Quelle: Geheimes Staatsarchiv – PK, XI. HA, PKP, B Nr. 556

„Lustgarten (I), Weinberg (II), der Baumgarten (III) und der Rosengarten (IV) befanden sich „in gutem Brauch“. Der „Garten war mit Küchenkräuter und anderen Früchten besetzt; darin standen auch „mehrenteils junge Birn-, Äpfel-, Pflaumen-, Pfirsich- und Apricosenbäume“.

Revisionsregister von 1766, BLHA

Stilisierte Ansicht vom Schlösschen und vom Garten Blankenfelde um 1733. „Es ist ein ganz massives Gebäude von zwei Etagen (…) mit doppeltem Ziegeldach eingedeckt und hat zwei massive Schornsteine. Eine (…)doppelte Haustüre von zwei Flügeln geht (…) auf eine Terrasse (…). (Von dort) (…) geht eine Treppe von 7 Stück Werkstein-Stufen zum Garten hinunter.“ Quelle: Inventar der Gebäude beim Schönhauser Amtsvorwerk Blankenfelde von 1791, BLHA.
Ein fast fünfhundert Meter langes Bassin neben einer Allee aus alten Buchen schloss die Gartenanlagen zur Feldflur ab. Den auf der Ansicht abgebildeten Marstall hinter dem Gutshaus hat es wohl nicht gegeben. Den Wirtschaftshof umschlossen in Wirklichkeit Langscheune, Ochsen- und Pferdestall, Baukammer, Vieh- und Schweinestall. Radierung nach einer Zeichnung von J. B. Broebes, Quelle: Landesarchiv Berlin

4.3 Der Park Buchholz

Das Grundstück am Anger (heute Hauptstraße 62) gelangte 1795 durch Heirat an den preußi-schen Staatsminister Graf von Wylich und Lottum (1767–1841). Auf dem Areal und dem dazugehörigen Elsbruch ließ Lottum ein Gartenhaus, das sogenannte „Buchholzer Schlösschen“, errichten und beauftragte 1827 Peter Joseph Lenné mit der Gestaltung des Gartens.

Nach 1841 kaufte der Bankier Grafenstein Haus und Grundstück und öffnete den Garten für das Publikum. Rehe und Hirsche hielten Einzug, außerdem wurden Esel gehalten, weshalb man den Park auch „Eselspark“ nannte. Nach dem Tod des Bankiers wurde das Parkgelände aufgekauft und als Baugelände parzelliert.

Nachdem der Lotteriedirektor Jacobi die Anlage 1909 erworben hatte, ließ er das Schlösschen umbauen. Der Gärtner Ferdinand Kettlitz ergänzte den Park, der zu dieser Zeit noch bis zum Teich reichte, mit besonderen Gehölzen.

Plan des Parks Buchholz, 1829. Deutlich zu erkennen sind die geschwungenen Wege, Gehölzgruppen, Durchblicke und die natürliche Einbettung des Wasserlaufs. Im ugangsbereich zwischen Haus und Park sind einzelne Gehölze benannt. Noch kann man die Gestaltung vom Gebäude bis zum Teich in der öffentlichen Parkanlage nachvollziehen. Lavierte Zeichnung von Peter Joseph Lenné, Quelle: Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Plankammer Potsdam, Foto: Daniel Lindner
Gartenbereich vor dem Schlösschen. Postkarte, 1912, Quelle: Museum Pankow
Schlösschen und Gartenansicht von Buchholz, 1912. Die Postkarte zeigt eine Ansicht, die auf Planungen von Lenné zurückgeht und noch heute an der Parkstraße nachvollziehbar ist. Quelle: Museum Pankow
Luftbild der heutigen Ansicht des ehemaligen Lenné-Parks Buchholz, 2015, Foto: Jürgen Hohmuth

Exoten

Orangerie im Schlosspark Buch um 1900
Orangerie im Schlosspark Buch. Die Rückseite der barocken Orangerie wurde unter Otto von Voß im neogotischen Stil umgebaut und vor dem Bau ein Teich ausgehoben. 1958 wurde die Orangerie abgetragen. Quelle: Museum Pankow

Seit der Renaissance war das Sammeln von exotischen Kunstgegenständen und seltenen Pflanzen aus dem fernen Osten und dem Mittelmeerraum eine weitverbreitete Mode. Mit der Eroberung der Neuen Welt und Reisen nach Asien begannen exotische Früchte die Speisetafel der Fürsten zu bereichern. Die Schönheit und der Duft der neuen Pflanzen betörten die Sinne. Ihr Besitz demonstrierte Reichtum und Macht.

Mit der Entstehung großer Sammlungen von Orangeriepflanzen seit dem Ende des 16. Jahrhunderts benötigte man erfahrene Gärtner und geeignete Gebäude für die Überwinterung der kostbaren Pflanzen, unter ihnen Citrus, Lorbeer, Myrte und Granatapfel. Seit dem 17. Jahrhundert waren Orangerien aus Schlossgärten nicht mehr wegzudenken. Im Sommer wurden sie häufig für Feste genutzt.

In der Regel sind Orangeriegebäude eingeschossig, mit gemauerten Rück- und Seitenwänden versehen und besitzen eine nach Süden ausgerichtete Glasfront.

Berlin entwickelte sich mit der Anlage des Lustgartens ab etwa 1646 zu einem Zentrum der Tulpenzucht – nicht zuletzt dank der Heirat der niederländischen Prinzessin Luise Henriette von Nassau-Oranien mit dem Großen Kurfürsten, der in Leiden studiert hatte. In Johann Sigismund Elsholtz’ „Theatrum tuliparium“ (1661) finden sich über 120 farbige Abbildungen der verschiedenen Tulpensorten, die damals im Lustgarten wuchsen.

Gärtnerhaus mit Orangerie im Bürgerpark, 1904. In der rechten Bildhälfte sieht man den Musikpavillon. Quelle: Museum Pankow
Barocke Fassade der Orangerie im Schlosspark Buch, Postkarte um 1902. Die 1731 errichtete Orangerie diente dem  berwintern von Exoten wie Zitrusbäumen und Palmen. Auch ein Gewächshaus für die Anzucht empfindlicher Gewächse wie Ananas wurde eingerichtet. Quelle: Museum Pankow

Tulpomanie

Rote Papageientulpe, o. D. Die Tulpe gelangte um 1600 von der Türkei nach Europa. Mit ihren prächtigen Farben wurde sie ein begehrtes Sammel- und Spekulationsobjekt, das vor allem in Holland für florierende Geschäfte sorgte. Der Handel mit ihr führte 1637 schließlich zum Börsencrash. Der Höhepunkt der „Tulpomanie“ war überschritten, doch die Tulpe blieb kostbar und begehrt. Gemälde, Öl auf Leinwand, von Willem Frederik van Royen (1645–1723), ab 1669 Hofmaler in Berlin. Quelle: Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Schloss Charlottenburg

„Man muss ein Holländer sein, um mit der Tulpe zu sympathisieren.“

Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832)

Exotische Bäume

Die Schlossherren pflanzten auch exotische Bäume aus Repräsentationsgründen in ihren Gärten. Einige Baumarten wie die Balkan-Rosskastanie fanden Eingang in unseren Städten, andere blieben botanische Besonderheiten in unseren Parkanlagen.

Schwarznuss (Juglans nigra) im Park am Weißen See, 2015. Foto: Thomas Tobian
Schwarznuss-Blüte (Juglans nigra), 2015. Foto: Thomas Tobian
Balkan-Rosskastanie (Aesculus hippocastanum), 2015 Die noch erhaltenen botanischen Besonderheiten, wie die Schwarznuss (Juglans nigra) oder die 2014 gefällte Schuppenrinden-Hickory (Carya ovata), stammen aus dem Landschaftsgarten des „Weißenseer Schlosses“. Sie sind ebenso wie die Balkan-Rosskastanien (Aesculus), die das Schlossparterre säumten, als Naturdenkmale eingetragen. Fotos: Thomas Tobian
Sumpfzypresse (Taxodium distichum) im Bürgerpark, 2015. Foto: Thomas Tobian
Gefällte Schuppenrinden-Hickory (Carya ovata), 2015. Foto: Thomas Tobian
Blüte der Balkan-Rosskastanie. Foto: Thomas Tobian