
Gärten zum Repräsentieren
In Schlossgärten kann man Geschichte mit allen Sinnen erfahren. Architektur, Skulpturen und Garten bilden ein Gesamtkunstwerk. Wie groß die Repräsentationsansprüche ihrer früheren Besitzer waren, lässt sich an der künstlerischen Planung der Anlagen ablesen ebenso wie an der aufwendigen Begrünung mit kostbaren Pflanzen und der jeweiligen Umgestaltung der Gärten nach dem Geschmack der Zeit. In Pankow finden sich viele markante Orte, an denen die Besucher die Geschichte der Gartenkunst durch die Jahrhunderte nachempfinden können.
Nachdem im Jahr 1740 König Friedrich II. (1712–1786) seiner Frau Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern (1712–1797) Schloss und Park Schönhausen übereignet hatte, zog höfisches Leben in diesen stillen Ort ein – mit Empfängen, Konzerten und Festen. Schönhausen blieb bis zum Ende ihres Lebens die Sommerresidenz der Königin. Ihre Liebe galt vor allem dem Schlossgarten. Die nach ihren Vorstellungen ausgebaute barocke Anlage ließ sie in den 1770er Jahren in eine frühe Form des Landschaftsgartens umgestalten. Anfang des 19. Jahrhunderts formte Peter Joseph Lenné den Park schließlich in einen Landschaftsgarten nach englischem Vorbild um.
Die verschiedenen Phasen der Gartengestaltung lassen sich noch heute auch im Park von Schloss Buch erkennen. Andere aufwendig gestaltete Gärten des Adels, wie in Rosenthal, Blankenfelde und Buchholz, verschwanden im Laufe des 19. Jahrhunderts. Umso wichtiger ist heute die Pflege der vorhandenen Anlagen für zukünftige Generationen. Sie sind Erinnerungsorte einer Gartentradition von hohem künstlerischen Wert und zeugen von den bemerkenswerten Kenntnissen und Fähigkeiten ihrer Planer und Gärtner.






1. Der Schlosspark Schönhausen
1662 erwarb die Gräfin Sophie Theodore zu Dohna (1620–1678) das Gut Niederschönhausen. Sie baute es zum Landsitz aus und ließ einen ersten barocken Garten mit Obstbäumen, Küchengarten und Blumenbeeten anlegen. 1680 ging das Gut an den Oberhofmarschall Joachim Ernst von Grumbkow (1637–1690), der in den Jahren darauf eine aufwendige Erweiterung und Neuanlage des Gartens im Stil französischer Barockgärten veranlasste. Nach seinem Tod erwarb 1691 Kurfürst Friedrich III. (1657–1713), der spätere König Friedrich I., das Gut. Er ließ das Herrenhaus 1704 durch Johann Friedrich Eosander von Göthe (1669–1728) ausbauen und den Garten unter Beibehaltung der früheren Struktur erweitern.
1740 schenkte Friedrich II. seiner Frau Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern Schloss Schönhausen, das sie von Juni bis September als Sommerresidenz nutzte. Mit großem Eifer ließ sie den inzwischen verwilderten Barockgarten instand setzen. Nach der Zerstörung im Siebenjährigen Krieg wurde der Garten rekonstruiert und in den 1770er Jahren – der neuesten englischen Gartenmode nacheifernd – zu einer frühen Form des Landschaftsgartens umgestaltet.
Nach dem Tode Elisabeth Christines war Schönhausen Sommersitz verschiedener Familienangehöriger der Hohenzollern. Im Auftrag der Herzogin Friedericke von Cumberland (1778–1841), der Schwester von Königin Luise, gestaltete Peter Joseph Lenné zwischen 1828 und 1831 den Park in einen Landschaftspark nach englischem Vorbild um, ohne die ursprüngliche Struktur zu verleugnen. Die dabei entstandene abwechslungsreiche Landschaft durchzogen nun neue Wege und der veränderte Lauf der Panke wurde durch teichartige Erweiterungen ergänzt.

„Ich lasse hier ein Boskett in englischer Manier anlegen“
Königin Elisabeth Christine über den Park von Schönhausen in einem Brief vom 12.09.1774 an Frau von Kannenberg. Quelle: GSTA PK






1.1 Die Königin-Plantage von Schönhausen
Das 35 Hektar große Gebiet lag westlich des Schlosses, an der Allee in Richtung der Festung Spandau (Tschaikowskistraße). Heute befindet sich hier der Volkspark Schönholzer Heide. Elisabeth Christine ließ an dieser Stelle eine Kombination aus Lust- und Nutzgarten anlegen. So wurden Maulbeerbäume für die Seidenraupenzucht, drei Weinberge und verschiedene Obstbäume angepflanzt. Zum Flanieren war zwischen den Weinbergen ein Lustwäldchen mit verschiedenen fremdländischen Bäumen angelegt worden.
Nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges siedelte Elisabeth Christine hier zwölf Kolonisten an, vorwiegend Lein- und Tuchweber, die Wohnung und Gartenland als Eigentum erhielten, das sie jedoch nicht veräußern durften. Als Gegenleistung mussten die Siedler an einem Tag in der Woche einen „Hofdienst in Natura“ auf der Plantage leisten.
„Dieses Lustwäldchen ist besonders im Junius, wenn die vielen darinnen angelegten wilden Rosensträucher und Bäume und die Akazien blühen, äußerst anmutig.“
Friedrich Nicolai, Beschreibungen der Königin-Plantage, 1779


1.2 Die Familie Nietner – Die Hofgärtner von Schönhausen
„Ein Gärtner muss jung, sorgfältig, fleißig und unverdrossen sein“ Heinrich Hesse, 1712
In Schönhausen wirkte von 1740 bis 1870 die Gärtnerfamilie Nietner. Sie unterhielt neben dem Schlossgarten und der Königin-Plantage auch den Küchengarten, der sich außerhalb des Lustgartens, hinter dem Gelände der Orangerie befand (östlich der Dietzgenstraße).
Die Hofgärtner waren zudem für die Gewächs- und Treibhäuser sowie die Orangerie zuständig. Neben dem ganzjährigen Anbau von frischem Obst und Gemüse erlaubten die Treibhäuser die Zucht von exotischen Früchten wie Ananas, Bananen und Melonen.
Hofgärtner bildeten seit dem 18. Jahrhundert eine besondere Berufsgruppe an fürstlichen und adligen Höfen. Oft vererbten sie ihre Stellen oder heirateten untereinander, sodass Hofgärtner-Dynastien entstanden. In Brandenburg waren das die Familien Sello (1718 bis 1891), Brasch (um 1750 bis circa 1900), Fintelmann (um 1730 bis 1956) und Nietner (1740 bis 1870).
Neben einer dreijährigen Lehre waren Bildungsreisen für die Ausbildung unerlässlich. Die Aufgabe der Hofgärtner bestand nicht nur darin, für die Gemüse- und Obstproduktion zu sorgen, sondern für die Anlage und den Unterhalt der Gärten. Oft waren sie auch die Urheber der Gartenentwürfe und genossen an den Höfen großes Ansehen. Für die praktische Arbeit standen ihnen Gärtner, Gesellen und Arbeiter zur Seite.
Besonders gut war das Hofgärtnersystem in Preußen entwickelt, dessen Aufsicht der König mit Hilfe des Oberhofbauamtes führte. Seit 1820 mussten Hofgärtner auf Betreiben Lennés ein Examen ablegen.



2. Der Schlosspark Buch






Der Schlosspark Buch erlebte im Laufe seiner Geschichte drei Gestaltungsphasen, die noch heute nachvollziehbar sind und seine Besonderheit ausmachen.
Der Freiherr Gerhard Bernhard von Pölnitz (1617–1679) ließ zwischen 1670 und 1672 ein Herrenhaus errichten und einen Garten entsprechend der Mode im holländischen Stil anlegen.
1724 erwarb Staatsminister Adam Otto von Viereck (1684–1758) das Gut und beauftragte den Berliner Baumeister Friedrich Wilhelm Diterichs (1702–1782) mit der Errichtung einer repräsentativen Schlossanlage mit Schlosskirche, Park und Orangerie. Die holländische Anlage blieb dabei größtenteils unverändert. Westlich des Schlosses ließ Viereck einen französischen Garten und jenseits der Panke einen Irrgarten anlegen.
Der preußische Geheimrat Friedrich Christian Hieronymos von Voß (1734–1784) erbte 1761 das Anwesen. In Buch wurde seine Tochter Elisabeth Amalie, genannt Julie von Voß (1766–1789), geboren, die spätere Gräfin Ingenheim.
Als Otto von Voß (1755–1823), ein Enkel von Viereck, sein Erbe antrat, widmete er sich vor allem dem Park, den er ab dem Ende des 18. Jahrhunderts schrittweise zum Landschaftsgarten umformen ließ.
Das französische Barockparterre wurde zum Pleasureground und der Garten insgesamt erweitert. Sein holländischer Stil jedoch blieb in seinen Grundzügen bis heute erhalten. Voß‘ Erben ließen den Park als Landschaftsgarten mit geschwungenen Wegen und malerischen Gewässern weiter überformen. 1898 erwarb die Stadt Berlin das Gut mit Schloss, Park und Landbesitz für 3,5 Millionen Reichsmark.
3. Das „Schloss“ Weißensee
Der Garten wurde ab 1745 im Auftrag des preußischen Justiz- und Landrates Karl Gottlob von Nüßler (1700–1776) angelegt. Im November 1763 hielt sich hier der türkische Minister Achmet Effendi auf. Ihm zu Ehren hatten der Königliche Gärtner Weigel und der Prinzliche Gärtner Lucas ein Gartenstück in Form eines türkischen Wappens bepflanzt.1821 kaufte der Berliner Unternehmer und Branntweinhersteller J. H. L. Pistorius (1777–1858) das Rittergut und baute in der Umgebung Kartoffeln an, aus denen er Schnaps brannte. 1859 ließ sein Neffe, der Regierungsrat Friedrich Wilhelm Lüdersdorff (1801–1886), den Garten zu einem Landschaftspark umgestalten. Aus dem schlichten einstöckigen Haus am Seeufer wurde 1859 das „Weißenseer Schloss“. Außerdem entstand ein prächtig angelegter Garten. Der prächtige, als Lustgarten nach Versailler Vorbild angelegte Trianonpark zog sich von den Schlossterrassen bis über die heutige Amalienstraße. Auf geschwungenen Wegen bot er Durchblicke zum See, zum Schloss und zum Dorf Weißensee.

„Es ist da selbst ein sehr schöner Garten, dem die angenehme Lage an dem großen See, von dem das Dorf den Namen hat, noch mehr Reiz gibt.“
Friedrich Nicolai, 1779



4. Die verlorenen Gärten des Adels: Herrenhäuser und Adelssitze
Im Laufe der Jahrhunderte ließ der Brandenburgische Adel rings um Berlin und zumeist in schönster Lage Schlösser, Herren- oder Gutshäuser errichten. Anfangs war die Gartengestaltung vor allem praktischen Erwägungen unterworfen. So wurden Obstbäume, Wein- und Küchengärten gepflanzt. Mit wachsendem Wohlstand stieg auch das Bedürfnis nach Repräsentation: Man begann Lustgärten anzulegen und kombinierte diese mit den vorhandenen Nutzgärten. Bei der Gestaltung orientierte man sich am Geschmack des Herrscherhauses, der häufig den Moden der Zeit entsprach. Die Gartenleidenschaft des Adels war nicht zuletzt auch Ausdruck seines Buhlens um die Gunst des Fürsten.
Neben den bis heute existierenden Parks gab es in den Pankower Ortsteilen Gärten, die unter den Zeitgenossen etliche Bewunderer hatten. Doch viele Anlagen wurden verkauft, da Besitzer oder Erben kein Interesse an ihrer Pflege hatten. Wie die umliegenden Ländereien fielen auch sie schließlich der Bodenspekulation zum Opfer, die mit der Ausdehnung Berlins einherging.
4.1. Der Garten Rosenthal
Der Garten des Kanzlers von Götz in Rosenthal soll einer der schönsten in der Mark Brandenburg gewesen sein. In Berichten wird erwähnt, dass sich der Berliner Hof oft in Rosenthal aufhielt. Da Friedrich Wilhelm I. den Garten nicht weiter unterhalten ließ, verfiel er später schnell. 1811 verkaufte der Fiskus Rosenthal an den Berliner Kaufmann J. H. Neumann, dessen Erben es der Stadt Berlin für zwei Millionen Mark überließen.

„Gegen Morgen lieget ein grosser Baumgarten, gegen Mittag ein Lustgarten mit einem schönen Bogengang und zwei künstlich gezogenen Linden.“
Zeitgenössische Beschreibung des Gartens des Gutes Rosenthal zur Zeit des Kurfürsten Friedrich III., 1693. In: B. L. Bekmann: Handschriftliche Chronik von Berlin (Abschrift von E. Siefart), o. D.

4.2 Der Garten Blankenfelde
Kurfürst Friedrich III. erwarb 1693 den Garten des Generalkriegskommissars und Oberhof-marschalls Joachim Ernst von Grumbkow (1637–1690). Das Areal bestand damals aus einem Lustgarten sowie einem Baum- und Weingarten. Grumbkow hatte 1680 Schönhausen gekauft und war vom Großen Kurfürsten mit der Durchführung des 1685 erlassenen Edikts von Potsdam beauftragt. Er unterstützte die Bildung französischer Kolonien in Preußen.
Der Gutsgarten in Blankenfelde konnte sich von seiner Nutzung als Wirtschaftsgarten nicht wirklich lösen und war in seinem Charakter nie so repräsentativ wie der Garten in Rosenthal. Durch das mangelnde Interesse der späteren Besitzer verfiel der Garten. 1882 wurde das Gut von der Stadt Berlin zur Anlage von Rieselfeldern erworben. Es blieb in Resten bis 1950 erhalten und wurde dann durch eine Fernverkehrsstraße überbaut. Einige alte Bäume südlich des Gutes lassen den Baumgarten noch erahnen.

„Lustgarten (I), Weinberg (II), der Baumgarten (III) und der Rosengarten (IV) befanden sich „in gutem Brauch“. Der „Garten war mit Küchenkräuter und anderen Früchten besetzt; darin standen auch „mehrenteils junge Birn-, Äpfel-, Pflaumen-, Pfirsich- und Apricosenbäume“.
Revisionsregister von 1766, BLHA

Ein fast fünfhundert Meter langes Bassin neben einer Allee aus alten Buchen schloss die Gartenanlagen zur Feldflur ab. Den auf der Ansicht abgebildeten Marstall hinter dem Gutshaus hat es wohl nicht gegeben. Den Wirtschaftshof umschlossen in Wirklichkeit Langscheune, Ochsen- und Pferdestall, Baukammer, Vieh- und Schweinestall. Radierung nach einer Zeichnung von J. B. Broebes, Quelle: Landesarchiv Berlin
4.3 Der Park Buchholz
Das Grundstück am Anger (heute Hauptstraße 62) gelangte 1795 durch Heirat an den preußi-schen Staatsminister Graf von Wylich und Lottum (1767–1841). Auf dem Areal und dem dazugehörigen Elsbruch ließ Lottum ein Gartenhaus, das sogenannte „Buchholzer Schlösschen“, errichten und beauftragte 1827 Peter Joseph Lenné mit der Gestaltung des Gartens.
Nach 1841 kaufte der Bankier Grafenstein Haus und Grundstück und öffnete den Garten für das Publikum. Rehe und Hirsche hielten Einzug, außerdem wurden Esel gehalten, weshalb man den Park auch „Eselspark“ nannte. Nach dem Tod des Bankiers wurde das Parkgelände aufgekauft und als Baugelände parzelliert.
Nachdem der Lotteriedirektor Jacobi die Anlage 1909 erworben hatte, ließ er das Schlösschen umbauen. Der Gärtner Ferdinand Kettlitz ergänzte den Park, der zu dieser Zeit noch bis zum Teich reichte, mit besonderen Gehölzen.




Exoten

Seit der Renaissance war das Sammeln von exotischen Kunstgegenständen und seltenen Pflanzen aus dem fernen Osten und dem Mittelmeerraum eine weitverbreitete Mode. Mit der Eroberung der Neuen Welt und Reisen nach Asien begannen exotische Früchte die Speisetafel der Fürsten zu bereichern. Die Schönheit und der Duft der neuen Pflanzen betörten die Sinne. Ihr Besitz demonstrierte Reichtum und Macht.
Mit der Entstehung großer Sammlungen von Orangeriepflanzen seit dem Ende des 16. Jahrhunderts benötigte man erfahrene Gärtner und geeignete Gebäude für die Überwinterung der kostbaren Pflanzen, unter ihnen Citrus, Lorbeer, Myrte und Granatapfel. Seit dem 17. Jahrhundert waren Orangerien aus Schlossgärten nicht mehr wegzudenken. Im Sommer wurden sie häufig für Feste genutzt.
In der Regel sind Orangeriegebäude eingeschossig, mit gemauerten Rück- und Seitenwänden versehen und besitzen eine nach Süden ausgerichtete Glasfront.
Berlin entwickelte sich mit der Anlage des Lustgartens ab etwa 1646 zu einem Zentrum der Tulpenzucht – nicht zuletzt dank der Heirat der niederländischen Prinzessin Luise Henriette von Nassau-Oranien mit dem Großen Kurfürsten, der in Leiden studiert hatte. In Johann Sigismund Elsholtz’ „Theatrum tuliparium“ (1661) finden sich über 120 farbige Abbildungen der verschiedenen Tulpensorten, die damals im Lustgarten wuchsen.


Tulpomanie

„Man muss ein Holländer sein, um mit der Tulpe zu sympathisieren.“
Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832)
Exotische Bäume
Die Schlossherren pflanzten auch exotische Bäume aus Repräsentationsgründen in ihren Gärten. Einige Baumarten wie die Balkan-Rosskastanie fanden Eingang in unseren Städten, andere blieben botanische Besonderheiten in unseren Parkanlagen.





